Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder,
ein bewegtes Jahr liegt hinter uns und viele Menschen in unserem Land sind erschöpft und entmutigt: wir sind tief getroffen von den feigen und bestialischen Anschlägen auf jüdische Menschen im Oktober, wir fragen uns, wie sich die Lage im Nahen Osten weiterentwickelt und welchen Fortgang der Krieg in der Ukraine nimmt, wir sehen voller Sorge auf die politische Radikalisierung in unserem Land, auf das, was in den Straßen passiert.
Es fällt schwer, zuversichtlich in die Zukunft, auf das neue Jahr zu blicken, es fällt schwer, der Hoffnung das Wort zu reden. Umso wichtiger und wertvoller ist mir die alttestamentliche Lesung für den Heiligen Abend, eine Prophezeiung aus dem 9.Kapitel des Propheten Jesaja:
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“
Zu Weihnachten feiern wir, dass diese Welt eben kein von Gott verlassener Ort ist, wir feiern, dass Gott uns besucht hat aus der Höhe, wir feiern, weil die Finsternis und das Böse nicht das letzte Wort behalten. Unser Erlöser ist da, zur Welt gekommen in einem Elendsquartier, heimisch geworden bei den Ausgeschlossenen und Verachteten, bei Zöllnern und Sündern, bei denen, die im Schatten wohnen. Sie sollen getröstet werden, Gott wird ihre Tränen abwischen und kein Leid und kein Geschrei und kein Schmerz sollen mehr sein.
Das ist die Weihnachtsbotschaft: Gott ist mit Euch, der ewig Vater, Friede Fürst, eine neue Zeit ist angebrochen. Gottes Menschwerdung ist Zeitenwende, die Zeit des Heils ist da, über dieser Welt, über dem finsteren Lande, ist die Sonne der Gottesgnade aufgegangen.
O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit, himmlische Heere jauchzen dir Ehre: freue, freue dich, o Christenheit.
Durch den Lärm dieser Zeit und durch den Lärm aller Zeit hindurch verschafft sie sich Gehör, die Sphärenmusik der Engelschöre, berührt und verwandelt uns. Denn wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und voller Wahrheit.
Unser Amt und unser Auftrag ist es, Zeugen dieser Gnade zu sein; dass wir es den Menschen sagen: Lasst euch nicht verhärten in dieser harten Zeit, lasst euch nicht verbittern in dieser bitteren Zeit, lasst euch nicht erschrecken, in dieser Schreckenszeit. Wir woll´n es nicht verschweigen in dieser Schweigezeit, das Grün bricht aus den Zweigen, dann wissen sie Bescheid! Dann wissen sie Bescheid!
Zum Weihnachtsfest grüße ich Euch ganz herzlich auch im Namen von Richard Steilmann!
Johannes Böhnke,
Ev. Bundespräses und Pfarrer der Evangelische Kirchengemeinde Arnsberg
P.S.: Die letzten Zeilen habe ich einem Gedicht von Wolf Biermann entlehnt.